Lucca
Sobald man die Tore der noch immer erhaltenen Stadtmauer betritt, die mit einer Länge von insgesamt 4,2 Kilometer den alten Stadtkern umgibt, scheint man eine Reise zurück in eine wundervolle mittelalterliche Stadt zu machen. Es scheint als lasse man die Moderne zurück. Mit genau 99 Kirchen und Kapellen öffnet sich eine mittelalterliche Schatztruhe einer Stadt, die rückblickend genauso gut wie Florenz, die Führungsrolle in der Toskana hätte übernehmen können. Doch wahrscheinlich genau wegen den heute so berühmten, mächtigen Stadtmauern und dem Reichtum war dies nicht der Fall. Dafür blieb Lucca als einzige Stadt der Toskana unabhängig.
Der Stadtname Lucca geht vermutlich auf die Etrusker zurück, die mit „Luk“ einen Sumpf zwischen den Armen des Flusses Sericho bezeichneten. Eine römische Kolonie entstand, die von den Kaisern des Heiligen Römischen Reiches immer begünstigt wurde, sodass die Stadt bis ins hohe Mittelalter hinein die wichtigste Kommune der Toskana war, du das noch vor Florenz und Pisa. Ausschlaggebend für den Reichtum der Stadt waren die Produktion von Seidenstoffen und Brokat, sowie die Blattgoldschlägerei. Die prächtigen Bauten jener Zeit sind noch heute Ausdruck dieses Reichtums und der Macht.Erst nachdem sich durch Trockenlegung der Sümpfe neue, wirtschaftlich lukrative Verkehrswege für Florenz erschlossen, geriet Lucca in Schwierigkeiten, welche die Stadt seine Vormachtsstellung in der Toskana kosteten. Einen ersten Überblick verschafft man sich am besten bei einem Spaziergang auf dem Stadtwall, der mit einer Höhe von 12 Meter und einer Fundamentbreite von 30 Meter, seit der Bepflanzung des Mauerrings im 19. Jahrhundert, als wunderschöne Parkanlage für Fußgänger und Radfahrer dient. Es lohnt sich also, nach Möglichkeit ein Fahrrad im Gepäck zu haben oder sich Vorort eines auszuleihen, sodass einer Erkundungstour nichts im Wege ist.
Der gewaltige Schutzwall, der zwischen 1504 und 1645 von flämischen Ingenieuren errichtet und mit insgesamt 126 Kanonen bestückt wurde, kam nie in seiner eigentlichen Funktion zum Einsatz. Allerdings schützte er die Einwohner des Öfteren vor Überschwemmungen des Flusses Serchio. Bei geschlossenen Toren diente er sozusagen als „Arche Noah“, in der alle Zuflucht suchten.
Mit dem Bau der prunkvollen Kirche wurde bereits 1070 begonnen, aufgrund der aufwendigen Fassade blieb allerdings kein Geld mehr zur Fertigstellung dieses Kunstwerks. Doch noch heute gehört die reich verzierte Fassade zu einer der schönsten in ganz Italien, mit vielen Zwerchgalerien, Blendarkaden und zahllosen verzierten Säulen. In einer Seitengasse südwestlich der Piazza San Michele erreicht man die Pfarrkirche Piazza Sant’Alessandro auf dem gleichnamigen Platz. Vermutlich schon im 11. Jahrhundert entstanden, erhielt sie das Relief des heiligen Papstes Alexander allerdings erst im 13. Jahrhundert.
Nur wenige Minuten entfernt von der Piazza San Michele, liegt die Casa di Puccini, das Geburtshaus des Komponisten Giacomo Puccini. Heute dient es als Konservatorium und beherbergt ein kleines Museum mit persönlichen Erinnerungen, welche sein Leben Revue passieren lassen und ehren.
Ein absolutes Highlight ist der Duomo di San Martino. Bereits im 6. Jahrhundert gründete vermutlich ein Bischof an dieser Stelle eine Kirche, die später (1061-1073) umgebaut wurde und vom 13.-15. Jahrhundert vollständig erneuert wurde. Aus diesem Grund befinden sich im Außenbau fast ausschließlich romanische, im Innenraum jedoch auch zahlreiche gotische Stilelemente. Die mit reichem Schmuck versehene, romanische Fassade ist das Werk des lombardischen Baumeisters Guidetto da Como. Hier zeigen sich Episoden aus dem Leben des heiligen Martin (San Marino), die jeweiligen Monate des Jahres und die typischen Arbeiten.Besonders sehenswert sind außerdem die Reliefs aus dem 13. Jahrhundert, die an den drei Haupttüren zu bewundern sind. Der Künstler Nicola Pisano schuf hier „Mariä Verkündigung“, „Geburt Christi“, „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ und die „Kreuzabnahme“.
Ein besonderes Augenmerk im Inneren des Doms, das im Wesentlichen im 14./15.Jahrhundert seine heutige Form erhielt, sollte dem Tempietto gebühren. Diese achteckige Kapelle schuf der Bildhauer Matteo Civitali für das Volto Santo - ein hölzernes Kruzifix.
Ebenfalls ein einzigartiges Meisterwerk, ist das Grabmal der Ilaria del Carretto, eine so fein gearbeitete Marmorskulptur, dass sie aus Porzellan zu sein scheint.Der östliche Stadtteil Lucca’s ist vom Dom aus in wenigen Minuten zu erreichen. Neben einigen Kirchen gibt es auch hier allerlei Verschiedenes zu besichtigen. Gesehen haben muss man den hübschen und so friedlich wirkenden Botanischen Garten Giardino Botanico, die Villa Bottini mit ihren bekannten italienischen Gärten und das Museo Nazionale, welches in einem Palast befindet, der einst für die Familie Guinigi im Jahre 1418 erbaut wurde.
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